Recurve / WA (World Archery) oder olympischer Bogen
Recurve (englisch: zurückgebogen) steht für das Hauptmerkmal dieses Bogentyps, die zurückgebogene Form der Wurfarme, die im entspannten Zustand vom Schützen wegweisen. Die Begriffe Recurvebogen und Reflexbogen werden synonym verwendet. Wie der Name "olympischer Bogen" sagt, ist Recurve - Bogenschießen olympische Disziplin.
Der Recurvebogen (Reflexbogen) speichert in den Wurfarmen mehr Energie und hat daher einen höheren Wirkungsgrad als der Langbogen. Während beim Langbogen die Bogensehne beim Anzug und beim Lösen frei schwingt, liegt sie beim Recurvebogen auf den Wurfarmenden (den „Recurves“) auf. Die an der Recurve anliegende Sehne dämpft außerdem den Handschock nach dem Schuss.
Durch die Streckung der Sehne beim Abschuss wird ein Teil der Schwingungen vom Bogen absorbiert. Durch die Recurve liegt die Sehne auf dem Wurfarm auf, der Auflagepunkt "wandert" während des Ausziehens nach außen zum Wurfarmende. Dies wirkt wie eine Hebelverlängerung, und macht dadurch den Auszug - vor vor allem im Endauszug - weicher. Während das Kraft - Weg - Diagramm des Langbogens eine progressive Kurve zeigt, ist die Kurve beim Reflexbogen annähernd linear. Die Kompositbauweise (in Schichten verleimte Wurfarme) stellt bei Reflexbogen die Regel dar, sie wird aber auch in geringerem Maß bei Langbögen eingesetzt. Die Vorspannung der Wurfarme ist beim Recurvebogen meist größer als beim Langbogen. Als Material dient bei Anfängerbögen Holzlaminat mit Glasfieberüberzug, bei professionellen Bögen wird ein high-tech Keramikschaumkern mit Carbonfaserüberzug eingesetzt ("syntaktischer Schaum").
Auf WA (= World Archery) - Turnieren wird mit dem Recurvebogen auf max. 90 m geschossen. Auf nationalen und internationalen Meisterschaften sind 2 x 36 Pfeile auf 70 m Distanz (ab Jugendklasse = ab 16 Jahren) vorgeschrieben. Der Scheibendurchmesser ist jeweils 122 cm. Der aktuelle Weltrekord ist 7 Jahre alt, er liegt bei 336 Ringen von 360 möglichen - das sind 24 Neuner und 12 Zehner auf 70 m Distanz (Durchmesser der 10: 12 cm; die 9 hat den Durchmesser der 10 + 12 cm, also 24 cm). Notwendiges effektives Zuggewicht für diese Distanz ca. 25 lbs, entspr. 11,3 kg.
(lbs. = engl. Pfd.; 1 lbs = 0,453592 kg).
Turnierfähiger Recurvebogen im "Blankzustand", ohne Visier und Stabilisation - kompletter Bogen...
Recurvebogen
und Mittelteil:
Recurvebogen Mittelteil
Die Stabilisation wird in das Mittelteil geschraubt, sie besteht aus einem langen Stab, meist aus Carbon, an dessen Ende sich ein Federelement befindet, auf dem ein Gewicht montiert ist. Beim Ausschwingen der Wurfarme schwingt dieses Gewicht im Gegentakt zu den ausschwingenden Wurfarmen und baut damit die gesamte Bogenschwingung extrem schnell ab. Der Schwingungseinfluss des Bogens auf den startenden Pfeil wird damit erheblich reduziert. Durch die nach hinten weisenden Seitenstabilisatoren wird der Kippmoment des Bogens beim Abschuss optimiert.
Wichtig: Durch das erhöhte Systemgewicht wird der Zielvorggang wesentlich ruhiger, die Treffergenauigkeit wird stark verbessert.
Kraft - Wegdiagramm eines Recurvebogens
Als Take-Down-Recurve bezeichnet man Bögen, die aus einem Mittelteil und zwei demontierbaren Wurfarmen bestehen. Dies ist bei Recurvebögen standard.
Während früher schwere Metallmittelteile bevorzugt wurden, ist es heute eine Herausforderung an die Bogenkonstrukteure, gewichtsminimierte Mittelteile zu entwickeln, die zudem in hohem Maße schwingungsabsorbierend wirken. Der Vorteil dieser Bögen besteht neben den kleineren Transportmaßen auch darin, dass defekte Wurfarme ausgetauscht werden können, und dass durch Wurfarmwechsel die Zuggewichte an die Konstitution des Schützen leichter angepasst werden können.
Unter Recurvebogen wird heute im sportlichen Bogenschießen der „olympische Recurve“ mit Visier und Stabilisatoren verstanden. Demgegenüber wird mit dem Begriff Blankbogen im heutigen Sprachgebrauch die Klasse „Recurvebogen ohne Visier und Stabilisatoren“ aber auch Langbogen bezeichnet. Im traditionellen Bogensport werden alle Bögen ohne Visier als Blankbogen bezeichnet.
Compoundbogen
Der Compoundbogen ist wesentlich kürzer als Recurve- oder Langbögen, er ist am höchsten "technisiert". Er besitzt an mindestens einem Wurfarm eine meist exzentrische Umlenkrolle, die einen "Flaschenzugeffekt" beim Auszug bewirkt. Nachdem ein "Gipfelgewicht" überwunden wurde, zieht sich der Bogen extrem leicht, er besitzt im Zielzustand lediglich nur 20 % des Gipfelgewichts. Optische Zielhilfen sind erlaubt, so besteht das Visier (Scope) aus einer großen Linse, durch die über eine in der Bogensehne eingelassene Minilinse (peep sight) ein starker Vergrößerungseffekt erzielt wird, das Visier ist also so etwas wie ein "Fernrohr", allerdings ohne Rohr. Damit ist der Compoundbogen, auch aufgrund seiner spezifischen Bauart, extrem schnell und zielgenau. Der Compoundbogen ist nicht zur Olympiade zugelassen, es gibt aber Compound-Weltmeisterschaften. Speziell in den USA wird meist Compound geschossen.
Auf WA (= World Archery) - Turnieren wird mit dem Compounbogen auf max. 90 m geschossen. Auf nationalen und internationalen Meisterschaften sind 2 x 36 Pfeile auf 70 m Distanz vorgeschrieben. Der Scheibendurchmesser ist jeweils 122 cm, demnach misst das Zentrum, die 10, 12,2 cm im Durchmesser. Der aktuelle Weltrekord ist 10 Jahre alt, er liegt bei 353 Ringen von 360 möglichen - das sind 7 Neuner und 29 Zehner auf 70 m Distanz. Notwendiges effektives Zuggewicht für diese Distanz ca. 25 lbs, entspr. 11,5 kg. (lbs. = engl. Pfd.), Haltegewicht beim Zielvorgang ca. 2,8 kg. Die meisten Compoundbögen haben jedoch > 40 lbs "Gipfelgewicht". Auf Turnieren sind jedoch maximal 60 lbs. (entspr. ca. 25, 8 kg, = Haltegewicht ca. 5,8 kg) erlaubt.
Durch seine Technik hat der Compoundbogen einen erheblichen höheren Wirkungsgrad als der Recurvebogen. Die Grafiken zeigen, dass der Compoundbogen die größte Energiespeicherungsfähigkeit besitzt, gefolgt vom Recurvebogen. Am Ende dieser Kette steht der Langbogen.
Compoundbögen werden beim 3D - Schießen ohne Visier auch als Blankbögen geschossen.
Compoundbogen, Scope mit Wasserwaage und Peep Sight:
Kraft - Wegdiagramm eines Compoundbogens
Blankbogen
Als Blankbögen werden alle Bögen bezeichnet - unabhängig von ihrer Bauart - die ohne Visier und Hilfsmittel geschossen werden (Instinktives Schießen).
Eine Sonderstellung hat hier der Langbogen, der keine geschwungenen Wurfarme (Recurve) besitzt. In der Regel sind Langbögen länger als Recurvebögen.
Durch die fehlende Recurve ist der Wirkungsgrad geringer als beim Recurvebogen, daher haben Langbögen häufig ein höheres Zuggewicht. Es gibt allerdings auch steckbare Langbögen, die aus 2 Teilen bestehen. Diese Bögen sind leichter zu transportieren.
An einem Langbogen wird kein Visier montiert, er ist also immer ein Blankbogen. Mit Langbögen kann auf max. 50 m geschossen werden.
Langbogen und Griffmittelteil:
Kraft - Wegediagramm eines Blankbogens
3D
>Das Schießen auf Tierfiguren aus Schaumstoff, meist auf einem Bogenparcours, wird 3D-Schießen genannt. "3D" weil sowohl die Ziele dreidimensional sind, aber auch die Schüsse nicht nur in ebenem Feld erfolgen, sondern ebenso bergauf und bergab. Das 3D-Schießen wird der Jagd nachempfunden, jedoch kommt kein Tier zu Schaden. Die Situation wird dabei möglichst eng an das jagdliche Vorbild angelehnt.
Der Schütze muss durch Astgabeln hindurch, Hänge hinauf oder von Hochständen herab im Stehen, kniend oder sogar liegend versuchen, das Ziel zu treffen. Ziel ist es, den Pfeil in das Kill des stilisierten Tiers zu platzieren, also den Bereich, wo Herz und Lunge liegen würden. Zu einem Parcours gehören typischerweise etwa 28 Ziele, auf die jeweils maximal 3 Pfeile geschossen werden dürfen. Je nach Regelwerk werden bei einem Treffer die restlichen Pfeile nicht geschossen. Außerdem gibt es einzelne Ziele oder bei kleinen Parcours die Möglichkeit einer sogenannten „Hunter“ („Jäger“)-Wertung, bei der nur ein einziger Pfeil geschossen wird. Es wird von einem Pflock abgeschossen.
Der Schütze muss sich beim Abschuss hinter diesem Pflock befinden und ihn berühren, um für alle Schützen gleiche Bedingungen zu schaffen. Oft gibt es Pflöcke in verschiedenen Entfernungen für Jugendliche, Schützen mit Bögen mit und ohne Visiereinrichtung.
Die Maximaldistanz auf 3D - Ziele beträgt 50 m.
Beispiele 3D - Tiere: